Kreaturismus

Ein Schöpfungsmythos in 14 Vögeln

14 Objekte, Texte

 

Im Kreaturismus spielen 14 Vögel die Hauptrolle. Man kann sie mit den göttlichen Kräften der christlichen Religion vergleichen und doch sind sie eher

sinnbildliche Helfer für die natürlichen Kräfte, die seit der Entstehung der Erde aktiv sind. Die Vögel versorgen den Planeten Erde mit allen Voraussetzungen,
die notwendig sind, um den Prozess der Evolution in Gang zu setzen. Sie unterstützen damit die Kraft, die für das Gesamtgefüge und für die Vielfalt allen Lebens

verantwortlich ist. Die Vögel gehen auf eine Familie der Ammern zurück, die heute „Darwinfinken“ genannt werden und die Idee der Evolution sehr konzentriert
zeigen. Es gibt 14 (Darwin-) Finkenarten, die ihre wissenschaftlichen Artnamen den Vögeln des Kreaturismus geliehen haben.


1 / 1.Als aber der Erste von ihnen wiederkam / brachte er aus einem fremden Universum das Kostbarste / was er dort vorgefunden hatte / 2.Mit einem Wimpernschlag breitete es sich aus / unsichtbar / unerbittlich / kontinuierlich / 3. Später wurde es gleichermaßen als Gnade und Geißel empfunden und man nannte es Zeit 

2 / 1.Der Zweite von ihnen / Parvulus genannt / war ein Reisender zwischen Welten und Sonnensystemen / 2.Er landete nicht auf dem Planeten / umkreiste ihn einige Male im Flug und der feine Staub / der von seinen Flügelspitzen auf das Land und ins Meer rieselte / war ein Anfang / eine Saat die gelegt wurde / 3.Die ersten Spuren des Lebens 

3 / 1.Der Dritte der wiederkehrte war Conirostris / Er war ein Beobachter von Prozessen und Entwicklungen und er beherrschte die Kunst des genauen Hinsehens / 2.Conirostris brachte die fortschreitende und allmähliche Entwicklung auf den Planeten / 3.und fortan setzten sich tektonische Platten und Kreisläufe in Bewegung / und aus Juvenilem wurde Adultes 



4 / 1.Heliobates kehrte als Vierter zurück / erst nach langem Hinsehen und im Schatten seiner Schwingen entdeckte er das beginnende Leben / Wenige unveränderliche Formen sah er / die gleich der Zeit über den Planeten krochen / 2.Heliobates brachte die Idee der Vermehrung und prägte mit seiner Botschaft / „Seid fruchtbar“ / die Zukunft des Lebens und das Angesicht des Planeten 

5 / 1.Olivacea kam um das Leben auf dem Planeten zu ordnen / Er entschied /daß aus allen Erbanteilen der Eltern / sich die Anteile der Nachkommen mischen sollten / 2.Er bestimmte / wie die Merkmale der Eltern auf die Kinder gelangen sollten und auf welche Art sie sich dort aufzuteilen hätten / 3.Olivacea brachte die Notwendigkeit eines geschlechtlichen Partners in das Leben / und nahm so der Autogamie den Stachel der Langeweile 

6 / 1.Fortis stach im Sturzflug hinab / entflammte mit einem Schnabelhieb Vulkane / ritzte mit seinen Flügelspitzen die Haut der Erde / und der Lufthauch seiner Schwingen / entfachte den ersten Orkan über dem Meer / 2.Fortis brachte die Veränderlichkeit auf den Planeten und in das Erbgut aller Lebensformen 



7 / 1.Der Siebte der wiederkehrte / Psittacula sein Name / hatte in den Bahnen der Planeten Zufälligkeiten entdeckt / die ungeplant auftraten aber große Auswirkungen haben konnten / 3.Er schüttelte im Vorbeiflug sein Gefieder und sah / daß eine seiner Federn von Winden erfaßt wurde und trudelnd und tanzend den Zufall in die Genetik des Lebens bringen würde / Das Leben würde sich von nun an in immer neuen Variationen weiterentwickeln 

8 / 1.Magnirostris kam in der Nacht / Unbemerkt landete er auf dem Planeten / denn er wußte / daß sein Tun Unfrieden und Leid bringen würde / 2.Er verteilte sein Geschenk ungleichmäßig / bevorzugte einige Lebensformen und Individuen / übersah andere / 3.Als sein Werk vollbracht war / blieb er nicht länger und kehrte auch niemals zurück / wohlwissend / daß Stärke sich in Konkurrenz und Mut sich in Überlegenheit wandeln würde

9 / 1.Inornata brachte den Tod / Er warf ihn aus großer Höhe auf den Planeten / wo er zerbarst und sich wie dünner Nebel verteilte / Er durchzog Gebirge undWälder und schließlich die Ozeane / 2.Er drang in die kleinsten Ritzen ein und verteilte sich so gleichmäßig / daß fortan kein Lebewesen mehr von der Endlichkeit ausgeschlossen war